Geschichte

Die jüngere Geschichte der TV Marcomannia 1969 – 1996

von Wolfgang Gehrke al. Dr. Longus 1996, TWV Amcitia Koblenz

 
T.V. Marcomannia im Jahr 1969

Durch die Situation der Aktivitas war man im AHV verschiedener Meinung über die weitere Gestaltung des Verbindungslebens. Die aufgebrochene Diskussion führte jedoch mit der Zeit zur Angleichung der Standpunkte. Im Frühjahr 1969 beschließt deshalb der AHV die Auflösung der Aktivitas.

Trotz fehlender Aktivitas ging aber das Veranstaltungsleben des Bundes weiter, was insbesondere dem Einsatz des Erzhäuser Kreises zu verdanken ist. Über AH Jürgen Mrose al. Knorke waren Kontakte zur Kolpingsfamilie Heilig-Kreuz in Neu-Isenburg geknüpft worden, mit denen zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt wurden. Als Höhepunkte kann man mehrere Waldeinsätze und insbesondere die Kneipveranstaltungen in der Flitterseehütte und im Alfred-Delp-Haus anführen.

Die Reaktivierung

Im Sommer 1975 waren alle Standpunkte soweit geklärt, dass man die Gründung einer neuen Aktivitas an der nunmehrigen Fachhochschule beschloss. Neben der Ausarbeitung geeigneten Werbematerials war die Hauptaufgabe, in Frankfurt eine Konstante zu finden. Im Alfred-Delp-Haus in Neu-Isenburg konnten sich zwar die Alten Herren treffen, aber für Studenten der Fachhochschule musste in Frankfurt ein Treffpunktlokal gefunden werden.

Wir sind da! Dieses Motto tauchte zum ersten Mal auf dem 45. Stiftungsfest in Neu-Isenburg auf, womit dokumentiert werden sollte, dass wir uns von Rückschlägen nicht haben unterkriegen lassen, sondern nach wie vor auf unserem Platz in der Gesellschaft vertreten sind. Unter diesem Motto wurden auch zu Beginn des Wintersemesters 1976/77 Werbeschriften und Semesterprogramme verteilt. Am 19. Oktober 1976 standen fünf Marcomannen mit einem Informationsstand in der Eingangshalle der Fachhochschule, um für unseren Bund zu werben.

Diese Aktion war ein voller Erfolg. In der Folgezeit traten einige Studenten als Füxe in unseren Bund ein. Der Neuanfang war geschafft. Die Konstante hatte man im ÑHenninger am Zooì eingerichtet. Die AH Dieter Küster al. Titus und Martin Lohmann al. Mü fungierten als Aktiv-Senior bzw. Fuxmajor.

Doch ohne Fleiß kein Preis. Nach anfänglichem Elan ließ das Interesse vieler Alter Herren am Wiederaufbau nach. Darüber hinaus musste man feststellen, dass man mit der Konstanten keinen guten Griff getan hatte. So unternahm man nach diesem Probelauf erneut verstärkte Anstrengungen bei der Suche nach einem geeigneten Heim für uns.

„Unsere‟ Konstante

Schon in der Finkenhofzeit hatte es Kontakte zu einem Verein Deutscher Studenten Frankfurt (VDSt) gegeben. Man hatte sich seitdem regelmäßig Einladungen zu besonderen Veranstaltungen zugeschickt. Bei der Suche nach einer geeigneten Konstanten traf man sich nun wieder. Zunächst hatte man ein geeignetes Projekt im Marbachweg ins Auge gefasst. Nach einem ÑProbesingenì zerschlugen sich aber weitere Verhandlungen an den überhöhten Mietforderungen des Eigentümers. Doch die Suche ging weiter.

Im Herbst 1980 war es dann soweit. Wieder durch die Vermittlung des VDSt wurde uns die schon seit längerer Zeit nicht mehr genutzte ehemalige Konstante der Universitäts-Sängerschaft Rhenania zu Frankfurt am Main angeboten. Zwar waren die Räume in einem verwahrlosten Zustand, doch “einem Ingenjör is nix zu schwör”! So wurde repariert, saniert und renoviert, bis alles in neuem Glanz erstrahlte. Durch die Vermittlung von AH Falk Thomas al. Stöpsel wurden uns durch die Brauerei Ihring-Melchior in Lich Stühle, Tische und Gläser zur Verfügung gestellt. Am 1. November 1980 erfolgte gemeinsam mit dem VDSt die festliche Einweihung. Zwar war immer noch einiges zu tun oder auszubessern, trotzdem fühlen nicht nur wir, sondern auch unsere Gäste dort wohl.

Zum Jahresbeginn 1981 zog auch der erst gut ein Jahr vorher im Gasthaus “Zum Storch” neu ins Leben gerufene BDIC-Stammtisch in unsere Konstante um und brachte von dort einen total vergilbten BDIC-Stander mit, der dort jahrzehntelang auf der Gläserablage unerkannt geschlummert hatte. Altmarcomanne Ali sorgte dafür, dass die Getränke nicht alle wurden. Er war die ordnende Hand im Hintergrund, sah zu, dass die Kasse stimmte, und sorgte auch bei besonderen Veranstaltungen für das leibliche Wohl.

Unabhängig davon traf man sich jeden Dienstag zur Frankfurter Farbenrunde, und fast jedesmal hat man hierbei wieder ein neues Gesicht begrüßen können. ÑDoch mit des Geschickes Mächten ist kein ewíger Bund zu flechtenì! Mitte der 80er Jahre kündigte sich an, dass die dringend sanierungsbedürftige Häuserzeile in der Mainzer Landstraße zugunsten neuer Hochbauten abgerissen würde. Es zog sich bis 1987 hin; dann mussten wir endgültig raus.

(Anmerkung: In diese Phase, noch in der alten Konstante, fällt die Vorstufe der Reaktivierung. 1985 treten die Mitglieder BDIC-Stammtisches Gerhard Serges (Schlaraffia Hagen), Bruno Moder (Franko-Textoria Münchberg) und Hans Pietschmann (Wartburg Mannheim) der Marcomannia bei. Hans Pietschmann als Fux. Zum Stiftungsfest 1987 wird aufgrund eines Flugblattes in der FH der Fux Tommy aktiv. Die Mannschaft für die geplante Reaktivierung im Oktober 1987 steht. An der FH wird ein Farbentisch aufgebaut. Joachim Zell, (Monaco), Detlef Lauer und Markus Wolf sind die ersten Füxe. Weitere zehn Füxe folgen ihnen bis 1991.

Die Konstante am Deutschherrenufer

Mit Hilfe des VDSt hatten wir im Frühjahr 1987 am Deutschherrenufer in der Nähe der Flößerbrücke eine Gewerbewohnung im 1. Stock gefunden, die zwar nicht so großzügig gegliedert war wie die in der Mainzer Landstraße, aber besser war als eine Konstante in einer Gastwirtschaft. Jedoch auch diese Konstante war von kurzer Dauer: Auf unverschämte Mieterhöhungen reagierten der VDSt und wir mit Auszug 1990 innerhalb von drei Monaten. Die Kneiputensilien, Gerät und Möbel, wurden bei AH Walter Stumpe al. Trafo in Grävenwiesbach eingelagert und nach einer neuen Konstanten gesucht.

Inzwischen hatte sich die Aktivitas dank der guten Unterstützung einiger Herren des BDIC aus anderen Verbindungen, so gut erholt, dass diese Interimszeit in unterschiedlichen Lokalen in der näheren und weiteren Umgebung der FH (Konstante im Keller bei AH Klaus al. Bembel,
An der Seehecke in Fechenheim, zugleich Postanschrift der Aktivitas / Die Kneipen wurden entweder in der Friedberger Warte oder in den Kleist-Stuben) ohne Schaden überstanden werden konnte.

Konstante mit Gleisanschluss

Auf fieberhafter Suche nach einer neuen Konstanten von längerer Dauer wurde AH Becker al. Apoll 1991 fündig. Das S-Bahnhofs-Gebäude “Frankfurter Berg” wurde außen renoviert, die Fahrkartenausgabe und die Expressgutabfertigung geschlossen. Lediglich in der anderen Hälfte des Gründerzeitbaus war der Fahrdienstleiter untergebracht und im ersten Stock eine Bahnwohnung.

Mit erheblichen finanziellen und körperlichen Anstrengungen wurde die eine Hälfte des Bahnhofs entkernt und neu gegliedert: Zwischen den Jahren 1991/92 wurden neben einer neuen Toilettenanlage ein großer Kneipraum, ein Clubraum sowie ein Küche eingerichtet. Die Nischen wurden geschickt als Stauraum für die Getränkekästen sowie der Vorraum als Bar eingerichtet. Besonders hervorzuheben sind die AH Trafo, Jolly, Knorke mit Sohn Georg, Köbis und Dr. Longus. AH Bubi und BS Marianne versorgten die “Maurer und Elektriker” mit der nötigen Atzung. Blieb dies wider Erwarten mal aus, so wurde die nahegelegene Pizzeria heimgesucht.

Diese neue Konstante wirkte sich wohltuend auf das Verbindungsleben aus. Die Aktivitas hatte ein Zuhause und konnte jetzt auch in adäquater Umgebung Gäste befreundeter und fremder Korporationen einladen. Es verging kaum ein Kneipabend, an dem nicht andere Farben am Tische saßen. Besonders die AH Gerhard Serges al. Präsa und Bruno Moder vlg. Plumbum von der Hopfenstange, aber auch Alberich und Mephisto rührten an der FH die Werbetrommel und konnten so eine recht lebendige Aktivitas keilen.

Als ehemals fakultativ-schlagende Verbindung strebte man eine Mitgliedschaft im Frankfurter Waffenring an und konnte dafür als Patenkorporation und Waffenschutzbund die Alte Prager Landsmannschaft Hercynia zu Frankfurt im CC gewinnen. Nacheinander wurden die Aktiven (seit 1989, 1. Partie von Detlef Lauer) nach gehörigem Einpauken bei der Hercynia herausgestellt, schlugen auf die Farben Silber-Rot-Gold insgesamt 15 Partien und sahen dabei oft besser aus als die CC-Korporationen mit ihrer langjährigen Mensurtradition.

Der Höhepunkt wurde erreicht, als 1995 die Burschenschaft Vandalia, “heimatlos” und ohne Aktivitas, mit der TV Marcomannia ein brüderliches Miteinander eingingen. Vandalen – AHP Jürgen Kruck al. Mostrich und sein Sohn Jan Dirk al. Quax, zu dieser Zeit X der TV Marcomannia, hatten diese fusionsähnliche Zusammenarbeit zur beiderseitigen Zufriedenheit herbeigeführt.

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